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Mit 76 Jahren, da fängt das Leben an – liegend über die Via Claudia Augusta

Für den 76-jährigen Gerhard und sein Liegerad ging es vor ein paar Wochen auf einen sportlichen und unvergesslichen Trip durch die Alpen. Trotz Handicap suchte sich der Senior eine Strecke aus, die sich sehen lassen kann. Er startete in Isny im Allgäu, fuhr über Füssen und Nassereith nach Pfunds. Von dort ging es dann weiter nach Nauders und Meran. Seine Endstation war Bozen. Schon vor seiner Reise hat er sich genau angeschaut, welche Orte sich gut für Zwischenstopps eignen würden. Im Schnitt nahm er sich pro Fahrt etwa 70 Kilometer vor. Die Via Claudia Augusta ist ein Radfernweg, der über die Alpen führt. Vor vielen Jahren ist diese wunderbare Strecke mal eine Handelsroute der Römer gewesen. Genau diese Route hat der Rentner auf seiner Reise erkundet und berichtet nun über die schönen Aussichten, die aufregenden Radwege und gibt sogar einige besondere Hotspots preis, die er entdeckt hat. Auf den ersten Kilometern der Strecke von Isny nach Füssen fuhr Gerhard überwiegend durch Wälder und auf Schotterwegen. Danach ging es nicht nur durch Wälder, sondern auch immer mehr hoch in die Berge. Der 76-jährige und sein Ti-Fly 26 Rad von Trike-X-Press mussten ab diesem Zeitpunkt bis zu zwanzigprozentige Steigungen überwinden. Er erzählt, dass er sich gut an die Steigungen erinnere, aber auch an die Schotterwege bergab sowie einige Engpässe an den Felsen. Die erste Herausforderung kam auf dem Weg von Füssen nach Nassereith. Hier musste der geübte Liegeradfahrer ordentlich in die Pedale treten, um die ersten herausfordernden Etappen des Fernpasses zu überwinden. Sein Ziel war die Highline 179 in Pflach. 406 Meter lang und 114 Meter hoch. Sie ist die längste Hängebrücke in Österreich. Die Hängebrücke selber habe er aufgrund seiner Handicaps nicht überqueren können, jedoch war „der Ausblick ein Traum“, schwärmte Gerhard. Insgesamt war die Strecke nach Nassereith für ihn die schwierigste Etappe des Fernpasses. Gleich danach wurde er dann aber mit dem Ausblick eines wunderschönen türkisblauen Sees überrascht. „Auf der Strecke zum Fernsteinsee und über diesen hinaus, eröffneten sich immer wieder kleine Täler mit vielen tollen Radwegen und Aussichten“, sagte der Senior begeistert. Ein weiteres großes Highlight für Gerhard war auch der Stausee in Praun. Ein überflutetes Dorf und inmitten dieses Sees schaue ein Kirchturm aus dem Wasser auf. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Rentner in Praun ankam, war wenig Wasser im Stausee, somit war der Turm sehr gut zu sehen. Auch die unfassbar schönen Wälder Tirols waren für den Liegeradfahrer eine aufregende und schöne Erfahrung. „Begegnungen mit Kühen sind hier vorprogrammiert. Ich musste die Gatter der Weiden selbst öffnen und schließen, um anschließend mit meinem Trike durch das Gelände fahren zu können.“ Das Foto, welches unter diesem Absatz zu sehen ist, nahm Gerhard direkt von seinem Trike auf. Er erzählte, dass die Kühe neben oder hinter dem Trike herlaufen und auf einigen Metern seine Wegbegleiter waren. Ab und zu habe er auch anhalten müssen, weil eine Herde Kühe den Weg überqueren wollte. Gerhard merkt an, dass es ein großer Vorteil für ihn war, dass er die verschiedenen Unterkünfte schon vor seiner Rundreise mit dem Trike gebucht habe. Vor allem die Unterkunft im Klösterle Kronenburg kann der Senior sehr empfehlen. „Das Essen dort war ausgesprochen gut und auch die Gastfreundschaft war deutlich zu spüren.“ Ebenfalls wichtig zu erwähnen, ist, dass die Berge in und um Pfunds alles Wintersportorte sind und die Strecke somit schon an der ein oder anderen Stelle, vor allem in den Regionen Pfunds oder Nauders, nicht unterschätzt werden sollte. Von dort aus habe der Senior sich dann auf den Weg nach Nauders gemacht, das auf unglaublichen 1.450 Metern liegt. Der Reschenpass, den es zu überqueren gilt, liegt sogar auf 1.500 Metern. Der Weg in die italienische Stadt Miran sei da hingegen eher entspannt gewesen und habe Gerhard durch viele Apfelplantagen geführt. Für den 76-jährigen war es Entspannung pur, sich nach der anstrengenden Fahrt nach Nauders gemütlich in ein Cafe in Italien zu setzen. Ab Nauders gab es nur noch wenige und sehr kleine Steigungen und so ging es für Gerhard ab diesem Zeitpunkt größtenteils nur noch bergab, bis er dann seinen Stopp in Miran machte. Von dort aus, war es nur noch ein kurzer Weg nach Bozen, etwa 30 Kilometer lagen zu diesem Zeitpunkt noch vor ihm. Von Bozen aus ging es dann mit vier anderen Radfahrern und den Bikes, in einem Shuttle über den Pass zurück nach Füssen. Insgesamt ist Gerhard sehr begeistert von dem großen Abenteuer, das er hinter sich hat. Trotzdem war es auch an einigen Stellen anstrengend und herausfordernd. „Die Schotter- und Waldstrecken sind nicht unbedingt einfach zu fahren und für Anfänger meiner Meinung nach nicht geeignet. Auch die Strecke zwischen Pfunds und Nauders darf nicht unterschätzt werden. Um diese Strecken absolvieren zu können, benötigt der Fahrer eine gute Grundlagenkondition, um der Aufgabe, die der Fernpass bereithält, gerecht werden zu können. „Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, grinst Gerhard zum Ende des Interviews. Er betont noch einmal, dass ein Handicap nicht der Grund sein sollte, um eine Reise wie diese nicht durchzuführen, sondern dass es einfach wichtig sei, sich vorher gut vorzubereiten und genug trainiert beziehungsweise genug Erfahrung und Kilometer mit dem Trike gesammelt zu haben. „Danach kann und sollte jeder diese wunderschöne Strecke mit dem Liegerad erkunden!“ Beitrags-Navigation